Zusammenfassung
Jahr: 0 (Gründungsjahr der modernen Zeitrechnung)
Hauptakteur: Aldric der Waldläufer, später König Aldric I.
Ereignis: Einigung der zerstrittenen Waldstämme zum Königreich Myr
Bedeutung: Gründung des ersten Waldkönigreichs in den nördlichen Gebieten
Quellen: Mündliche Überlieferungen, Steinplatten von Myrhaven
Die Zeit vor der Einigung
Vor der Gründung des Königreichs Myr war das Gebiet der heutigen Dunkelwälder ein Flickenteppich aus rivalisierenden Stammesgebieten. Die großen Waldstämme - die Schattenläufer, die Nebelwanderer, die Baumwächter und die Mondkinder - lebten seit Jahrhunderten in den tiefen Wäldern, doch ihre Beziehungen zueinander waren geprägt von Misstrauen, territorialen Streitigkeiten und gelegentlichen blutigen Konflikten.
Die Stammesführer hüteten ihre Geheimnisse eifersüchtig: heilige Haine, magische Quellen und die uralten Wege durch die gefährlichsten Teile der Wälder. Handelswege zwischen den Stämmen existierten kaum, und Außenstehende - sollten sie sich je in diese Gebiete verirren - galten bestenfalls als Eindringlinge, schlimmstenfalls als Opfer für die Waldgeister.
"In jenen Tagen war der Wald ein geteiltes Reich aus Schatten und Licht, wo jeder Baum eine Grenze markierte und jeder Pfad zu einem anderen Herren führte." - Aus den Aufzeichnungen des Stammesbarden Faelan
Aldric der Waldläufer
Aldric wurde als Sohn eines Stammesjägers der Schattenläufer geboren, doch schon früh zeigte sich, dass er anders war als seine Altersgenossen. Während andere Kinder vor den Gefahren der Tiefenwälder warnten, fühlte sich Aldric von ihnen angezogen. Er verbrachte Tage und Nächte allein in den gefährlichsten Teilen des Waldes und kehrte stets unversehrt zurück - oft mit Geschichten von Begegnungen mit Kreaturen, die andere für Mythen hielten.
Als Aldric das Erwachsenenalter erreichte, war er bereits als außergewöhnlicher Waldläufer bekannt. Er konnte sich lautlos durch die dichtesten Dickichte bewegen, die Sprache der Waldtiere verstehen und - so behaupteten manche - sogar mit den Baumgeistern sprechen. Diese ungewöhnlichen Fähigkeiten brachten ihm sowohl Bewunderung als auch Misstrauen ein.
Aldrics besondere Eigenschaften:
- Waldverbundenheit: Konnte mit den Geistern der Bäume kommunizieren
- Weitblick: Erkannte die Notwendigkeit einer Einigung der Stämme
- Führungsqualitäten: Verstand es, Vertrauen bei verfeindeten Gruppierungen zu schaffen
- Mystische Begabung: Besaß eine natürliche Verbindung zur Waldmagie
Die große Bedrohung
Im Jahr, das später als "Jahr 0" in die Geschichte eingehen sollte, geschah etwas Unvorhergesehenes: Aus den nördlichen Frostlanden drangen fremde Krieger in die Waldgebiete ein. Diese Eisenkrieger, wie sie die Waldstämme nannten, waren gepanzerte Soldaten aus einem fernen Reich, die das waldreiche Gebiet für ihren Herrscher beanspruchen wollten.
Die ersten Konfrontationen waren verheerend für die einzelnen Stämme. Die Schattenläufer verloren drei ihrer heiligen Haine, die Nebelwanderer wurden aus ihren angestammten Jagdgründen vertrieben, und die Baumwächter mussten zusehen, wie jahrhundertealte Eichen gefällt wurden, um Platz für Befestigungsanlagen zu schaffen.
Die Invasion der Eisenkrieger:
Die Einigung
Aldric erkannte, dass nur ein vereintes Vorgehen die Waldstämme vor der völligen Vernichtung bewahren konnte. In einer beispiellosen diplomatischen Meisterleistung bereiste er in wenigen Wochen alle Stammesgebiete und überzeugte die misstrauischen Häuptlinge davon, ihre jahrhundertealten Feindschaften beiseite zu legen.
Der entscheidende Moment kam während des sogenannten "Großen Rates bei der Mondeiche". In einer mondhellen Nacht versammelten sich alle Stammesführer um die älteste und heiligste Eiche der Wälder. Was dort genau geschah, ist bis heute nicht vollständig überliefert, doch Augenzeugen berichteten von übernatürlichen Ereignissen:
Die Wunder der Mondeiche:
- Die Eiche begann in silbernem Licht zu leuchten
- Stimmen verstorbener Stammesältester flüsterten aus dem Wind
- Waldtiere aller Arten versammelten sich friedlich um den Baum
- Kristalle aus unbekanntem Material wuchsen aus der Baumrinde
Als der Morgen anbrach, hatten die vier Stammesführer nicht nur einen Friedensvertrag geschlossen, sondern Aldric einstimmig zu ihrem Oberherrscher gewählt. Der "Pakt der Mondeiche" besiegelte nicht nur die politische Einigung, sondern band das neue Königreich auf mystische Weise an die Wälder selbst.
Der Pakt mit den Waldgeistern
Die Legenden berichten, dass Aldric in jener Nacht einen Pakt mit den uralten Geistern der Wälder geschlossen haben soll. Dieser Bund gewährte dem neuen Königreich besonderen Schutz, brachte aber auch Verpflichtungen mit sich, die bis heute das Herrscherhaus von Myr binden.
Die Bedingungen des Paktes:
Gewährte Segen:
- Die Wälder würden das Königreich vor Eindringlingen schützen
- Magische Kreaturen würden die Untertanen respektieren
- Die Bäume würden den Herrschern Weisheit flüstern
- Natürliche Ressourcen würden niemals versiegen
Übernommene Verpflichtungen:
- Niemals dürfen heilige Haine geschändet werden
- Der Herrscher muss bei jeder Vollmondnacht Wache im Wald halten
- Kein Baum darf ohne Erlaubnis der Waldgeister gefällt werden
- Das Königshaus muss die Geheimnisse des Waldes hüten
"Von dieser Nacht an waren die Könige von Myr nicht nur Herrscher über Menschen, sondern Wächter eines uralten Bundes zwischen der zivilisierten Welt und den ungezähmten Kräften der Natur." - Chronist Eldan Buchsprecher
Der Sieg über die Eisenkrieger
Mit vereinten Kräften und der mystischen Unterstützung der Waldgeister gelang es den nun verbündeten Stämmen, die Eisenkrieger zurückzuschlagen. Die Invasoren, die zuvor einzelne Stammesgruppen mühelos besiegt hatten, fanden sich plötzlich einer koordinierten Streitmacht gegenüber, die alle Geheimnisse der Waldkriegsführung beherrschte.
Der entscheidende Sieg ereignete sich in der "Schlacht der tausend Schatten", wo Aldrics vereinte Armee die Eisenkrieger in eine geschickte Falle lockte. Verwendung von Guerilla-Taktiken, Waldmagie und der natürlichen Beschaffenheit des Geländes führten zu einem vernichtenden Sieg für die Waldvölker.
Innovative Kriegsführung:
- Schattenkrieg: Angriffe bei Mondschein und Nebel
- Waldvorteil: Nutzung des schwer passierbaren Geländes
- Täuschungsmanöver: Irrlichter verwirrten die Feinde
- Tierische Verbündete: Wölfe und Bären unterstützten die Kämpfer
Die Gründung des Königreichs
Nach dem Sieg über die Eisenkrieger wurde Aldric in einer feierlichen Zeremonie bei der Mondeiche zum ersten König von Myr gekrönt. Die Krone, so heißt es, wurde nicht von Menschenhand gefertigt, sondern von den Waldgeistern selbst aus verwachsenen Zweigen und leuchtenden Kristallen geschaffen.
Die Gründung von Myrhaven als Hauptstadt markierte den Beginn einer neuen Ära. Anders als andere Königsstädte wurde Myrhaven nicht als Festung aus Stein errichtet, sondern als harmonische Verbindung von Architektur und Natur. Die Häuser wuchsen buchstäblich aus den Bäumen heraus, und die Straßen folgten den natürlichen Pfaden des Waldes.
Grundprinzipien des neuen Königreichs:
Harmonie mit der Natur
Alle Gesetze und Entscheidungen mussten im Einklang mit dem Waldpakt stehen
Stammesautonomie
Jeder der vier Grundstämme behielt seine kulturellen Eigenarten und lokale Selbstverwaltung
Kollektive Verteidigung
Alle Stämme verpflichteten sich zur gemeinsamen Verteidigung des Königreichs
Bewahrung der Geheimnisse
Das Wissen um die Waldmagie sollte geschützt und kontrolliert weitergegeben werden
Das Erbe
König Aldric I. regierte 47 Jahre lang und schuf die Grundlagen für ein Königreich, das bis heute Bestand hat. Seine größte Leistung war nicht nur die militärische Einigung der Stämme, sondern die Erschaffung einer völlig neuen Form des Zusammenlebens zwischen Mensch und Natur.
Das Jahr seiner Krönung wurde zur Grundlage der modernen Zeitrechnung aller nördlichen Reiche. Der Mondkalender, den er einführte, orientiert sich an den natürlichen Zyklen des Waldes und wird auch in anderen Königreichen verwendet.
Aldrics bleibendes Vermächtnis:
- Die Mondkrone: Bis heute Symbol des Herrscherhauses
- Die Waldgarde: Elite-Einheit zum Schutz der heiligen Haine
- Die Waldgesetze: Rechtssystem basierend auf natürlichen Zyklen
- Der Mondkalender: Zeitsystem nach Mond- und Baumzyklen
- Baumarchitektur: Baustil in Harmonie mit der Natur
"König Aldric lehrte uns, dass wahre Herrschaft nicht bedeutet, die Natur zu bezwingen, sondern mit ihr in Einklang zu leben. Sein Königreich war nicht nur ein politisches Gebilde, sondern ein lebender Organismus." - Stammesbarde Faelan, Augenzeuge der Gründung
Nachwort des Chronisten
Die Gründung des Königreichs Myr markiert einen Wendepunkt nicht nur in der Geschichte der nördlichen Wälder, sondern in der Beziehung zwischen Zivilisation und Wildnis. König Aldric bewies, dass es möglich ist, ein florierendes Reich aufzubauen, ohne die natürlichen Kräfte zu zerstören, sondern sie als Partner zu gewinnen.
Heute, fast vier Jahrhunderte später, steht das Königreich Myr als lebender Beweis für die Weisheit seiner Gründung. Die Herausforderungen mögen sich gewandelt haben, doch die Prinzipien Aldrics leiten noch immer die Geschicke des Waldkönigreichs.
Die Bedeutung für heute:
Die Gründungsgeschichte von Myr dient anderen Reichen als Beispiel dafür, dass nachhaltiges Regieren möglich ist. Delegationen aus fernen Ländern besuchen regelmäßig Myrhaven, um die Prinzipien der Waldherrschaft zu studieren.
Quellen und Überlieferungen
Primärquellen:
- Die Steinplatten von Myrhaven (Original-Inschriften aus Jahr 12)
- Stammeslieder der vier Gründerstämme
- Die Aufzeichnungen des Stammesbarden Faelan
- Mystische Eingravierungen an der Mondeiche
Sekundärquellen:
- Chroniken der Königsbibliothek Myrhaven
- Diplomatische Berichte aus den südlichen Königreichen
- Mündliche Überlieferungen der Waldgarde
- Aufzeichnungen fremder Diplomaten und Händler